Montag, 21. Oktober 2013

Gute Presse, schlechte Presse

Der Titel ist eigentlich falsch herum geschrieben, denn die gute Presse gab es erst heute, während die schlechte Presse über die letzten beiden Wochen verteilt war. Trotzdem fangen wir mal mit dem positiven Feedback an, denn so soll man das immer machen (hab ich mal vor Urzeiten in meiner Ausbildung gelernt).

Der wohlwollende Artikel ist in der heutigen Freien Presse aus Chemnitz zu finden und er behandelt (tut mir leid, liebe Stadtverwaltung) den Teil der B174, den der Freistaat seit nunmehr 3 Jahren beackert. Die Trasse zwischen dem Bergfrieden in Chemnitz und dem Schwarzen Holz kurz vor Gornau hat sich einen Monat vor der geplanten Freigabe in ein Freizeitparadies verwandelt. Die Meinungen der Befragten sind alle positiv und der Artikel selbst ist hier zu finden.

Und während der Freistaat hier in einem Beitrag die ganzen Lorbeeren einkassiert, hat es der städtische Teil des Ausbaus in den letzten Tagen zweimal in die Medien geschafft und zwar (nochmals dickes Sorry an die Stadt) ausschließlich negativ.

Stein des Anstoßes in den Beiträgen der Chemnitzer Morgenpost vom 09.10.2013 ("Chemnitz mauert Anwohner ein") und des MDR Sachsenspiegel vom 18.10.2013 ('Wohnen an der "Berliner Mauer"') war - es überrascht nicht wirklich - die neue Lärmschutzwand numero 8, besonders im Abschnitt der Reihenhäuser.

Nun bin ich zu Zeiten der Planfeststellung noch nicht involviert gewesen und kann von daher auch nicht nachvollziehen, inwiefern die Anwohner von Seiten der Stadtverwaltung davon überzeugt worden sind, dem ganzen Vorhaben ihren Segen zu erteilen. Aber zumindest halte ich die Aussage der Stadt im MDR-Beitrag (zusammenfassend in etwa "es hat ja keiner geklagt, also fanden es alle hübsch") für - sagen wir es mal freundlich: ziemlich gewagt. Bisher ist mir nämlich noch kein Anwohner untergekommen, der mir seine offene Begeisterung für die umgesetzte Variante offenbart hat. Trotzdem finde ich die Titulierung als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (das Massaker von Srebrenica war ein solches) und den Vergleich mit der Berliner Mauer dann doch etwas polemisch, denn immerhin wird man am Schenkenberg den Tag im Regelfall ohne Schussverletzung überstehen.

Fakt ist aber auch, dass die Szenerie selbst alles andere als einladend und hübsch anzuschauen ist, besonders wenn man vom schönen Erzgebirge aus in die Stadt Chemnitz einrollt. Da die Baumpflanzung erst im nächsten Jahr erfolgen wird und auch die Begrünung sicherlich nicht von heute auf morgen kommt, kann man nur hoffen das die Planer vielleicht doch noch von einem kreativen Geistesblitz getroffen werden.

Mein Kollege, der gestern das erste Mal am Gesamtensemble vorbeigefahren ist, war auf alle Fälle von dem Gesehenen ziemlich geschockt.